Samstag, 26. September 2020

In welchem Jahrhundert leben wir eigentlich...

Oh man Leute....Die letzten Wochen dacht ich wirklich ich bin im falschen Film. Denk ich immernoch übrigens... 

Ich hatte bei meinem 3ten Kind durchaus wieder andere Pläne. In spätestens 3 Monaten wollte ich wieder in der Arbeit stehen und ausschließlich die Elternzeit im Sommer genießen,mit Elterngeld... Naja, die Pläne sind im Sande verlaufen, genauso wie der Traum einer schnellen, mir zustehenden staatlichen Unterstützung, einfach weil Ansichten nicht akzeptiert werden können und jeder seine Vorstellungen egoistischer Weise und nur die, für die absolute Richtigkeit hält. 

Du musst doch mit deinem Sohn die Zeit zu Hause genießen... Mach ich doch, ich brauch dafür aber nicht 24/7...du bist alleine mit den 3 Kindern, du hast genug Arbeit... Ähm...nein🤔eigentlich machen 3 nicht viel mehr Arbeit als 2... Echt nicht, auch nicht alleine. Allerdings zwingt unsere Mustergesellschaft mit geringer Toleranzgrenze zu ganz anderen Sorgen. Kann sich doch unser Amt nicht vorstellen, dass man eben allein mit seinen Kindern lebt und leben möchte... Zur Strafe, wartest du also monatelang auf deine hoch gepriesene Unterstützung, genannt Elterngeld. 

Sie müssen beim Jugendamt... Nein muss ich nicht... Wenn ich Hilfe brauche muss ich das und tu ich das, aber die Mitarbeiter da haben genug zu tun. Besseres als mir Sachen zu bestätigen und zu hinterfragen, die andere längst unterschrieben haben. 

Jetzt habe ich mich auf Grund der Diskussion und der diskiminierenden Art und Weise unserer Sachbearbeiter für Elterngeld vielleicht zu weit eingelesen, aber ich habe ja gesagt, ich les mich mal ein, nachdem man sobald man alleinerziehend angibt überall anscheinend wieder in 1930 angekommen ist. 

Die Geschichte der alleinstehenden (Mütter) ist unglaublich interessant aber ja... Phu... diffuse Gedanken kommen einem da... Familien zweiter Klasse, wer nich die gängige Familienformen nutzt oder ein draaaaamatisches Ereignis vorzulegen hat? Bis über die 70er Jahre hinaus hat es "das" in Deutschland schonmal gar nicht gegeben, höchstens : „ledige“ mit ihren „Bastarden" Und für die meisten Epochen und Gegenden Europas normal, einer Frau, die unehelich schwanger wurde, ihr Kind wegzunehmen, wenn sie nicht das Glück hatte, in einer Gemeinschaft aufgefangen zu werden und auch das war schnell vorbei, wenn sie vielleicht ein zweites Mal schwanger wurde.

Kinder alleinerziehender, so wie wir sie heute kennen, ist eine neue Sache – wobei auch oft und gerechtfertigter Weise in Beziehung lebende Frauen davon noch und schon immer ein Lied trällern können. Erst wenn man auf die Geschichte schaut, dann wird klar, warum eine eigentlich so aufgeklärte Welt von der Wand bis zur Tapete denkt. 

Denn dass eine Frau getrennt lebt oder mit Kindern alleine lebt, und selbstbestimmt handelt, das gibt es in manchen Köpfen bis heute nicht. Habt ihr einer Behörde mal versucht zu erklären, dass da keine zweite Unterschrift aufs Blatt kommt? Kannst du 300 mal erzählen, das kommt oben nicht an. "Wir benötigen die Unterlagen vom zweiten Sorgeberechtigten..." Ja verdammt nochmal, sollen sich Leute jetzt auch noch auf den Latz binden, was sie gar nicht wollen ? "Sollen wir einmal gemeinsam die aktuellen gängigen Familienformen und Möglichkeiten der Personensorge ergooglen oder können Sie das schon selbst?" Habe ich gefragt und ich rede bewusst von mehreren, denn nicht nur alleinerziehend geltend hat man da so seine Zipperlein. Patchwork ist auch kein Trend der wieder vorbei geht, aber durchaus an manchen vorbei gegangen ist und dass manche Unterhaltspflichtige in der Konstellation das Geld nicht auf dem Feld ernten auch. Schonmal versucht Kinderzuschlag zu beantragen? Richtig, davon profitiert eine intakt zu scheinende Familie. Aber wer bestimmt eigentlich, dass alles außerhalb der Mutter-Vater-Kind-Haus-Hof-Hund Sache nichts im Takt läuft... Wenn du dann bewusst keine unmengen an Unterhaltszahlungen verlangst bist du das Arschloch der alleinstehenden Furien. Ist wirklich wahr..."Wegen Frauen wie dir müssen wir um unseren Rechtsanspruch auf das Geld unserer Kinder kämpfen"  Ja ich weiß, es gibt Menschen, die andere Menschen einfach hängen lassen, hätte ich auch leider gleich 2 Beispiele zur Hand, aber da steht nicht die Gier nach falscher Gerechtigkeit im Vordergrund. Meine Antwort prinzipiell : "Wegen Frauen wie dir denkt die halbe Menschheit ein Kindsvater ist nur in der Lage zu arbeiten um deinen Mommylifestyle zu finanzieren! "  

Naja gut...beruhigen wir uns wieder...

Alleinerziehende sind also anscheinend eine historische Massenbewegungen von den vielen, die aktuell aus sich heraus wollen und traditionelle Familienmodelle in Frage und Rollenbilder auf den Kopf stellen. Und doch gilt man noch immer nicht als anerkannte Familienform, wenn man an der steuerlichen Benachteiligung mal eben bemerken darf. Über diese Abwertung kann ich hinweg sehen, weil mich Feindseligkeit ziemlich wenig interessieren und das Geld an Sich nicht das Lebenserfüllende Thema ist. Aber der Blick auf die Geschichte zeigt, dass Vorurteile und Abwertung von ledigen Müttern ihre Fortsetzung finden. Wen wundert es auch, ist es doch unerhört neu, dass Frauen auf eigenen Beinen stehend durchs Leben gehen. Man stellt immer wieder erschreckend fest, weder ist die Gesellschaft soweit, noch die Politik und, das muss ich jetzt mal unbedingt betont wissen hier, die AfD sagt sogar ausdrücklich, solche Einfachheiten nicht zu akzeptieren. 

Wie war das also mit 1930...                      Andere behaupten dies nicht offiziell, sehen aber auch keinen Bedarf alles andere zu unterstützen. Feminismus hat anscheinend wieder Schuld, die Weiber... Denn heute haben Frauen Rechte: Wahlrecht, Recht auf Arbeit (seit sage und Schreibe 1976) und dürfen auch nicht mehr vergewaltigt werden... Lasse man sich das mal auf der Zunge zergehen... SO hat man sein Schicksal also selbst zu verantworten, tönt es da aus der hinteren rechten Ecke... na klar, wer denn auch nicht, aber welchen Grund zum vorwurfsvollen Ton gibt es? All unserer Fortschritte zum Trotz ist es dennoch noch nicht möglich finanziell unabhängig auf eigenen Beinen zustehen fügt man sich nicht dem Bilde, mit viel Pech steht eine böse Altersarmut bevor. 

2,2 Millionen Kinder in Ein-Eltern-Familien zeigen aber, dass der Bedarf an Anerkennung da ist und das mit ganz einfachen Mitteln

-steuerliche Benachteiligung aufheben

 - bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf (wobei ich mit meinem Arbeitgeber, Träger, meiner Arbeitsstätte damals wohl in den Goldtopf gegriffen habe, ohne Scheiß) 

- Respekt gegenüber alleinerziehenden Müttern, den alleinerziehende Männer laut Studien ganz selbstverständlich erfahren.

Ist das viel? Nein das sind 3 ganz einfache Punkte, die uns direkt aus dem Mittelalter in die Neuzeit katapultieren würden.... 

Auch wahrscheinlich den jungen Mann in seinem frisch von der Uni besetzen Elterngeldbüro😜


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Ich bin ja jemand der die Menschen viel und gern beobachtet, aber nicht wertend oder urteilend... Einfach so, weil es interessan...